Startschuss für Cyber Planet im Schelztor-Gymnasium

Digitalisierung soll im Schelztor-Gymnasium SG in Zukunft mehr bedeuten als nur die Verfügbarkeit von Lehr- und Lernmaterial auf IPad oder PC. Mit dieser Vision startete der Schulleiter des SG Jörg Leihenseder das gemeinsame Projekt des SG mit FESTO und dem Rüdern TechnikClub. Schüler der Coding AGs vom SG, dem Georgii Gymnasium, Lehrer, Eltern und Vertreter der beteiligten Organisationen hatten sich am 10.11. um 13:30 in der Aula des SG zusammengefunden, um dem Projekt einen angemessenen Start zu geben. J. Leihenseder führte weiter aus, dass Digitalisierung in der Schule über die offensichtlichen Inhalte in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik hinaus, genau wie in Gesellschaft und Wirtschaft, eine Querschnittsfunktion über alle Fächer hinweg ausüben müsse. Die dafür notwendige Didaktik brachte er mit der Betonung auf „selber machen, selber verstehen und selber lernen“ auf den Punkt.

Dr. Ulrich Stoll, Festo Gesellschafter führte aus, dass Digitalisierung für Festo schon ein altes Thema ist; Antriebe, Sensoren und industrielle Steuerungen sind digital. Neu ist die zunehmende direkte Vernetzung übers Internet. Mit dem sog. Internet der Dinge können sich Maschinen und Anlagen sozusagen per SMS Botschaften zusenden wie z. B. „Auf der Anlage fehlt das Teil X“ oder „Hier gibt es eine Störung“. Mit der weltweit zunehmenden Verfügbarkeit des schnellen Internets ist auch die Kommunikation der 30.000 Festo Mitarbeiter miteinander und mit Kunden wesentlich intensiver geworden. Unter dem Stichwort Lernunternehmen entwickelt Festo daher schon seit vielen Jahren immer bessere Lösungen für gute und enge Zusammenarbeit. Dr. Stoll versicherte, dass Festo neben der Spende für die Ausstattung auch seine Erfahrungen zu Technik, Vernetzung und Zusammenarbeit und Lernen im Projekt mit Schülern und Lehrern einbringen wird.

„Digitalisierung kommt auf uns zu!“, diese fast fatalistische Einstellung soll im Projekt auf den Kopf gestellt werden, so Dr. Hermann Klinger, Vorstand des Rüdern TechnikClub. Und er stand mit dieser Absicht nicht alleine da: alle Anwesenden wollten mehr wissen über Digitalisierung, wollten mehr selbst ausprobieren können und das Gelernte für eigene Ideen anwenden. Die damit verbundene Neugier wirft ständig neue Fragen auf, die in der Gruppe und über Fächergrenzen hinweg geklärt werden können. Ein Beispiel dafür ist das Navi: „Was bedeutet die Angabe von Längengrad und Breitengrad im Navi?“. Die Antwort dazu liefert die Geographie. Die weitergehende Frage nach dem Koordinatensystem betrifft die Geometrie. Die mit dem schnellen Umlauf der Satelliten um die Erde verbundenen Fragen nach der Relativitätstheorie beantwortet der Physikunterricht.

In der fast 10-jährigen Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen wurde im Rüdern TechnikClub ein Konzept zur praktischen Umsetzung von Digitalisierung Live im Unterricht entwickelt. Es soll noch in diesem Schulhalbjahr am SG eingeführt werden. Die Grundausstattung dazu sind mobile Basissets bestehend aus Raspberry Pi, LCD Bildschirm, Tastatur, Maus und Zubehör. Schon damit können Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 Programmiersprachen lernen, den Einstieg in den Umgang mit Bürosoftware finden, Fahrzeugsteuerungen simulieren, Roboter programmieren und vieles mehr. Die Vielfalt wurde deutlich anhand der konkreten Projektbeispiele vom Rüdern TechnikClub und von den Coding AGs. Es ist keine Frage mehr, der Grundstein für Digitalisierung Live im Cyber Planet des Schelztor-Gymnasiums ist gelegt.

Erster Esslinger Coding Wettbewerb

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist der Überzeugung, daß „die Fähigkeit zum Programmieren eine der Basisfähigkeiten von jungen Menschen wird, neben Lesen, Schreiben und Rechnen.“ Unklar bleibt bei ihrer Aussage anlässlich der Deutsch-Französischen Digitalkonferenz in Berlin im Dezember 2016, wie diese Fähigkeiten erlernt werden sollen. Der Rüdern TechnikClub RTC kann gerade dazu auf langjährige Erfahrungen in wöchentlichen „Offenen Laboren“, Ferienkursen und vielfältigen Projekten mit Kindern und Jugendlichen zurückgreifen.

Seit Anfang des laufenden Schuljahres im September 2016 bestehen Kooperationen des RTC mit dem Georgii Gymnasium, dem Schelztor Gymnasium und der Schule am Schillerpark. In zwei-stündigen, wöchentlichen Coding Arbeitsgemeinschaften führen Rudolf Schenke und Hermann Klinger vom RTC Schülerinnen und Schüler der 5. Klassenstufe in die Programmierung mit Scratch ein. Scratch ist eine grafische Programmiersprache und deshalb für den Einstieg ins Programmieren besonders geeignet. Befehle werden wie Legobausteine zusammengeklickt, sofort ausprobiert und zu ansehnlichen Programmen ausgebaut. In vieler Hinsicht erinnert Scratch an das bei Kindern so beliebte Minecraft. Der Phantasie der Kinder sind bei Scratch keine Grenzen gesetzt.

Nach einen halben Jahr lag es nahe, das Erreichte im ersten Esslinger Coding Wettbewerb, organisiert vom RTC und durchgeführt in der Aula des Georgii Gymnasiums zu vergleichen.

„Dabei sein ist alles“, so Hermann Klinger vom RTC und er überreichte schon zu Beginn an alle Teilnehmer einen offiziellen Qualipass des Kultusministeriums.

Die Titel der vorgeführten Scratch Programme spiegelten den Fantasiereichtum der jungen Teilnehmer wider: Mäusejagd, Fischjagd, Remix 2.0, Scratch Schule, Hindernislauf, Animationsspiel, Verfolgungsjagd, Ampelsteuerung und Drachen2.0.
Die Bewertung der Programme durch die aufmerksamen Besucher führte zur Preisverleihung: der erste Preis, ein Raspberry Pi 3 mit Zubehör im Festo Systainer ging an Emilia Pauli für ihren Hindernislauf, der zweite Preis, ein Raspberry Pi Zero mit Zubehör im Festo Systainer an Thorsten Siegel für sein Animationsspiel und Soner Sarikurt erhielt einen 64 GB USB Stick im Festo Systainer für seine Ampelsteuerung.

Die Mitglieder des RTC ließen es sich nicht nehmen, laufende Projekte vorzustellen. So zeigte Arvid Worbs die Umsetzung akustischer Signale auf dem Oszilloskop. Rudolf Schenke konnte die Teilnehmer beruhigen: die mit dem im RTC gebauten Feinstaubmessgerät gemessenen Werte in der Aula des Georgii Gymnasium lagen – im Gegensatz zu den Werten draußen – weit unter der Alarmgrenze.

Dass der Coding Wettbewerb und das Programmieren in Scratch bei den Kindern gut ankam, war ihnen von den Augen abzulesen. Ihre Frage nach dem nächsten Wettbewerb konnte Hermann Klinger schon beantworten: der 2. Esslingen Coding Wettbewerb wird auf jeden Fall noch vor den Sommerferien im Schelztor Gymnasium stattfinden.